Grazer Startup Barometer 2018
Die Grazer Startup-Szene befindet sich im Aufschwung. Die Standortbedingungen für GründerInnen haben sich in der steirischen Landeshauptstadt in den vergangenen Jahren deutlich verbessert und Graz zu einem der Startup-Hotspots in Österreich gemacht. Unterstrichen wird das von den Ergebnissen des Grazer Startup Barometer 2018, der vom Company Builder Up to Eleven in einer Kooperation mit dem studentischen Gründungsverein IdeenTriebwerk Graz, dem Zentrum für Entrepreneurship an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Online-Plattform Gründerland Steiermark durchgeführt wurde. Die fünfte Auflage der Umfrage offenbart erstmals größere Bewegungen in der Finanzierungssituation.
TeilnehmerInnen
137
Bewertung Standort
5,10 (1 bis 7) 🔼
Bewertung Finanzierung
3,86 (1 bis 7) 🔼
Bereits zum fünften Mal untersucht der Grazer Startup Barometer das Stimmungsbild in der Grazer Startup-Szene. Per Online-Umfrage gaben 137 GründerInnen und Gründungsinteressierte, MitarbeiterInnen von Startups, InvestorInnen, Startup-Consultants und Studierende ihre Meinung zum Gründungsstandort ab und äußerten ihr Feedback unter anderem zum vorhandenen Förder- und Beratungsangebot, zur Infrastruktur oder dem MitarbeiterInnenpotenzial in Graz.
Bei der Umfrage wurden die TeilnehmerInnen zum Standort, zu den Gründen und Motiven ihrer Unternehmensgründung, der Finanzierung ihrer Unternehmen sowie zur Entrepreneurship-Ausbildung an den Grazer Hochschulen befragt. Ein besonderer Fokus lag heuer in der Betrachtung der Unterschiede zwischen der ersten Auflage des Grazer Startup Barometers im Jahr 2014 und den Ergebnissen in der fünften Auflage 2018.
Dabei zeigt sich: Die Bedingungen am Gründungsstandort Graz haben sich allgemein seit 2014 deutlich verbessert. Der Standort wurde von den Befragten mit durchschnittlich 5,10 bewertet (Skala von 1 bis 7). Im Jahr 2014 war dieser Wert mit 3,94 noch um vieles niedriger. Über den Zeitraum hinweg hat sich dieser Wert stetig gesteigert (2014: 3,94 / 2015: 3,95 / 2016: 4,53 / 2017: 4,70 / 2018: 5,10).
Mittlerweile seit 2014 untersucht der Company Builder Up to Eleven jährlich in einer Kooperation mit dem studentischen Gründungsverein IdeenTriebwerk Graz, dem Zentrum für Entrepreneurship an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Online-Plattform Gründerland Steiermark (www.gruenderland.st) das Grazer Startup-Ökosystem, um ein Stimmungsbild der regionalen Startup-Szene zu schaffen. Matthias Ruhri, Leiter des Company Builder-Programms von Up to Eleven und Initiator, erklärt die Motivation hinter dem Grazer Startup Barometer so: “Uns als digitale Startup-Schmiede ist unser Gründungsstandort enorm wichtig. Deswegen möchten wir langfristig in Graz und das Ökosystem vor Ort investieren. In der Langzeitbetrachtung des Grazer Startup Barometer bekommen wir besseren Einblick, welchen Impact unsere gemeinsamen Maßnahmen erzielen.“
Als Motivation zur Unternehmensgründung gelten für die befragten Personen die Selbstverwirklichung (54%) und die geniale Idee (29%), finanzielle Motive sind eher nachrangig (1%). Die positive Wirtschaftsentwicklung schlägt sich ebenso in den Ergebnissen nieder: 67% der GründerInnen trauen sich in den kommenden drei Jahren ein schnelles Wachstum zu. 2014 waren die TeilnehmerInnen noch deutlich weniger optimistisch (33% „Schnell wachsen“, 62% „Langsam wachsen“, 5% „Gleich bleiben“).
Der Grazer Startup Barometer 2018 legt offen, dass die investierten Finanzierungssummen in Grazer Startups höher werden. In der Frühphase (in den ersten drei Jahren) sind bereits 14% aller Finanzierungen über 500.000 Euro, gleichzeitig sind 50% aller Finanzierungen höher als 50.000 Euro. 2014 waren nur 4% aller Finanzierungen in Grazer Ideen höher als eine halbe Million. Ermöglicht wird das durch ein verbessertes Angebot von geförderter Finanzierung (44% im Jahr 2018, 27% im Jahr 2014) und Business Angels am Standort (18% im Jahr 2018, 12% im Jahr 2014). Eigenfinanzierung bleibt bei Startups in Graz in den ersten 3 Jahren dennoch dominierend (77%). Generell bewertet die Community die Finanzierungssituation für Grazer Startups mit einem durchschnittlichen Rating von 3,86 (Skala von 1 bis 7) merklich besser als noch im Jahr 2014 (durchschnittliche Bewertung von 2,57).
Weiters stellt der Grazer Startup Barometer 2018 fest: Die Startup-Szene in Graz ist mehrheitlich akademisch (79%) und stammt oft aus der Branche IKT & Softwareentwicklung (37%). 46% der Startup-Teams bestehen bei der Gründung aus zwei Personen, heute hat die Mehrheit dieser Unternehmen (57%) fünf oder mehr MitarbeiterInnen. Bei der Entrepreneurship-Ausbildung wünschen sich GründerInnen in Graz Unterstützung durch MentorInnenprogramme (58%), Kontakte zu InvestorInnen (58%), zu etablierten Unternehmen (51%) und anderen GründerInnen (48%).
Die Ergebnisse des Grazer Startup Barometer 2018 zeigen, dass sich die Voraussetzungen am Standort zur Gründung eines Unternehmens in der Wahrnehmung der GründerInnen verbessert haben. Vor allem die hohe Lebensqualität, die aktive Gründerszene, die Größe der Stadt und die Qualität der Hochschulen und Universitäten werden als Faktoren gesehen, um in Graz zu gründen.
Zugleich gibt es in einigen Bereichen noch Aufholbedarf. Als Nachteile am Gründungsstandort Graz sehen die befragten Szene-TeilnehmerInnen unter anderem die Internationalität des Standortes, die Größe der Szene, die Situation der Infrastruktur und der Verkehrsanbindung sowie das verhältnismäßig geringe Risikokapital am Standort.
Als Schlussfolgerung aus diesen Ergebnissen bieten die Initiatoren drei mögliche Vorschläge zur weiteren Verbesserung des Gründungsstandortes Graz:
Potenziale fördern & Brücken bauen
Graz besitzt hohes Potenzial, Startup-Ideen zum Erfolg zu verhelfen. Diese Stärken sollten künftig stärker betont werden, um auch international vermehrt Aufmerksamkeit zu erzielen. Die Region sollte mehr Anreize schaffen, um internationale Fachkräfte nach Graz zu bringen (Willkommenspakete), diese zu halten, und Abwanderung in andere Startup-Zentren zu reduzieren. Dies würde das notwendige Arbeitskräftepotenzial am Standort erheblich stärken.
Internationale Vernetzung weiter forcieren
Die Startup-Szene in Graz benötigt lokale Initiativen, die ihr Angebot internationaler ausrichten (nach dem Motto „Think global, act local“). Dadurch steigert sich auch die Sichtbarkeit von Graz als potenziellem Gründungsstandort für internationales Publikum. Startup- Städtepartnerschaften wie Graz-Montclair und (internationale) Leuchtturmprojekte wie das Fifteen Seconds Festival sind erste Schritte für verstärkte internationale Vernetzung. Die steirischen Cluster-Netzwerke haben das Potenzial, auch international Bekanntheit zu erlangen.
Infrastruktur & Verkehrsanbindung stärken
Seit Anfang 2018 besteht wieder eine direkte Flugverbindung zwischen Graz und der wichtigen Startup-Hauptstadt Berlin – ein bedeutsamer Schritt. Deutschland ist auch im Startup-Ökosystem wichtigster Handelspartner und Markt für viele lokale Startups. Eine weitere Stärkung von Verkehrsanbindungen zu Standorten wie London (Flug) oder andere Verkehrsmittel (Zug) stärkt den Gründungsstandort und erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, internationales Risikokapital nach Graz zu bringen.